# 6 / 2023
28.09.2023

Die Schweiz – Ein Steuerstandort im Interesse der Schweizer Bevölkerung

Höchste Löhne für den Mittelstand

Die attraktive Schweizer Steuerpolitik trägt dazu bei, dass die Unternehmen ihre Tätigkeiten in der Schweiz stetig weiterentwickeln. Aus intensiven F&E-Aktivitäten gehen innovative Produkte und Dienstleistungen hervor, die weltweit stark nachgefragt werden und hohe Preise erzielen. Dies steigert die Produktivität und erlaubt es den Unternehmen, hohe Löhne zu bezahlen. Firmen, die sich erfolgreich im internationalen Wettbewerb bewähren, sind verantwortlich für das hohe Lohnniveau im gesamten Schweizer Arbeitsmarkt. Mittelständische Lohnbezüger in der Schweiz profitieren so von einer im internationalen Vergleich sehr hohen Kaufkraft. Das hohe allgemeine Lohnniveau ist schliesslich auch ein wichtiger Grund für die gleichmässige Einkommensverteilung in unserem Land.

Hohe Produktivität, hohe Löhne, hohe Kaufkraft

Schweizer Löhne suchen ihresgleichen; sie sind so hoch wie sonst kaum in einem anderen Land. Selbst unter Berücksichtigung des hohen Preisniveaus ist die Kaufkraft des Durchschnittslohns in der Schweiz um rund einen Drittel höher als in den Nachbarländern (OECD, 2023). Im Vergleich mit dem EU-Durchschnitt können sich schweizerische Durchschnittsverdiener gar 45 Prozent mehr leisten. In der Schweiz muss man lediglich 22 Stunden für ein iPhone arbeiten, in Deutschland sind es 43 Stunden und in den USA 31 Stunden (economiesuisse, 2023). Gemäss einer Spezialauswertung der OECD von 2019 kennt die Schweiz unter den OECD-Ländern kaufkraftbereinigt den mit Abstand höchsten Medianlohn (OECD, Taxing Wages, 2019, Kapitel 2). (Der Medianlohn ist der typische Lohn im Mittelstand, ohne Verzerrung durch Spitzenlöhne.) Gerade auch der Mittelstand profitiert in der Schweiz also von einer international sehr hohen Kaufkraft.

Wie lassen sich internationale Unterschiede im Lohnniveau erklären? Entscheidend ist die Produktivität. Nur Unternehmen mit hoch produktiven Arbeitskräften können es sich leisten, hohe Löhne auszuzahlen. Die Produktivität lässt sich aber nicht in allen Sektoren gleichermassen steigern. Sind beispielsweise Schweizer Lehrerinnen in der Lage, mehr Schüler pro Jahr auszubilden als deutsche Lehrerinnen? Können Schweizer Coiffeure pro Stunde mehr Kundinnen bedienen als französische Coiffeure? Wohl kaum. Trotzdem verdienen sowohl die Schweizer Lehrerinnen wie auch die Coiffeure deutlich mehr als ihre Kolleginnen und Kollegen in Nachbarländern. Der Unterschied ist, dass in der Schweiz international tätige Unternehmen dank Spitzentechnologie eine deutlich höhere Produktivität erzielen und so das Lohnniveau auf dem Schweizer Arbeitsmarkt insgesamt in die Höhe treiben. Die Schweizer Steuerpolitik wiederum trägt massgeblich dazu bei, dass hierzulande eine grosse Zahl technologisch führender Unternehmen ansässig ist.

Löhne machen in der Schweiz rund 63 Prozent des volkswirtschaftlichen Einkommens (BIP) aus. Das ist klar mehr als in vergleichbaren Ländern.

Grafik 8

Gleichmässig verteilter Wohlstand zugunsten der Arbeitnehmenden

Was in der Schweiz an Wohlstand geschaffen wird, kommt grösstenteils den Arbeitnehmenden zugute. Vom gesamten volkswirtschaftlichen Einkommen (BIP) wurden 2021 rund 63 Prozent in Form von Löhnen ausbezahlt. In unseren Nachbarstaaten lag der Lohnanteil klar tiefer (siehe Grafik 8). Zudem ist der Lohnanteil in der Schweiz über die Zeit sehr stabil. Während in vielen Ländern der Faktor Arbeit gegenüber dem Kapital an Bedeutung verloren hat, ist dies in der Schweiz nicht zu beobachten.

Der hohe Stellenwert der Arbeit in der Schweiz wirkt sich positiv auf die Verteilung der Einkommen aus. Dank dem generell hohen Lohnniveau sind Schweizer Arbeitnehmende in der Lage, ein attraktives Erwerbseinkommen zu erzielen. Weil ein grosser Teil des BIP an die Arbeitnehmenden geht, spielen die Kapitaleinkommen zudem eine geringere Rolle. Im internationalen Vergleich zeichnet sich die Schweiz deshalb durch eine bemerkenswert geringe Ungleichheit der sogenannten Markteinkommen aus (Löhne und Kapitaleinkommen vor Steuern und staatlichen Transferleistungen). Die Ungleichheit ist deutlich geringer als in vergleichbaren Ländern (siehe Grafik 9).

Die gleichmässige Einkommensverteilung in der Schweiz wird also durch die hohe Bedeutung der Arbeitseinkommen begünstigt. Entscheidend für das hohe Lohnniveau sind, wie dargestellt, die vielen innovativen und international erfolgreichen Firmen, die dank hervorragender Rahmenbedingungen in der Schweiz ansässig sind. Ein Erfolg, der nicht zuletzt durch eine ebenso erfolgreiche Schweizer Steuerpolitik möglich gemacht und gefördert wurde.

Die Einkommen der Schweizer Haushalte sind bereits vor Umverteilung äusserst gleichmässig verteilt. In praktisch allen OECD-Staaten liegt die Ungleichheit höher.

Grafik 9

Risiken für den Steuerstandort

Die erfolgreiche Schweizer Steuerpolitik ist Risiken ausgesetzt. So ist unklar, wie sich die OECD-Mindestbesteuerung von 15 Prozent, der die Schweizer Bevölkerung im Juni 2023 zugestimmt hat, auf den Unternehmensstandort auswirken wird. Von der Mindestbesteuerung sind grosse Firmen mit einem Umsatz über 750 Millionen Franken betroffen. Wie aufgezeigt, sind diese Firmen als Steuerzahlende und Arbeitgeber wichtig. Bund und Kantone erwägen Massnahmen, um allfällige Verschlechterungen der unternehmerischen Rahmenbedingungen auszugleichen. Ob das gelingt, wird zu sehen sein (siehe zum Thema das dossierpolitik zur OECD-Mindeststeuer). Während sich die steuerlichen Rahmenbedingungen durch die Mindeststeuer in der Tendenz verschlechtern, hat das Stimmvolk unlängst teils langjährig diskutierte Verbesserungen am Steuersystem an der Urne abgelehnt. Der steuerpolitische Stillstand ist besorgniserregend. Er gefährdet einen wichtigen Pfeiler des wirtschaftlichen Erfolgs und des Wohlstands unseres Landes.