# 2 / 2021
17.02.2021

Extreme Agrarinitiativen: gefährliches Experiment auf Kosten der Konsumenten

Die Volksinitiative «Für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide» möchte den Einsatz synthetischer Pestizide in der landwirtschaftlichen Produktion, der Verarbeitung sowie in der Boden- und Landschaftspflege verbieten. Ausserdem soll der gewerbliche Import von Lebensmitteln, die mithilfe synthetischer Pestizide hergestellt wurden, verboten werden. Bei einer Annahme ist mit weitreichenden negativen Auswirkungen auf die Lebensmittelindustrie, die Lebensmittelsicherheit und die Schweizer Landwirtschaft zu rechnen. Steigende Lebensmittelpreise, weniger Auswahlmöglichkeiten und eine Zunahme des Einkaufstourismus wären die unmittelbaren Folgen. Die Initiative ist zudem schädlich fürs Klima, bricht internationale Verpflichtungen und gefährdet Freihandelsabkommen.

Das Wichtigste in Kürze

Am 13. Juni 2021 stimmt die Schweiz über die Initiative «Für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide» (Pestizidverbotsinitiative) ab. Ihre Forderungen sind weitreichend: In der landwirtschaftlichen Produktion, in der Verarbeitung von Agrargütern und in der Landschafts- und Bodenpflege soll der Pestizideinsatz verboten werden. Ausserdem dürften in der Schweiz keine Lebensmittel mehr in den Verkauf gelangen, die andernorts unter Einsatz von synthetischen Pestiziden hergestellt worden sind.

Synthetische Pestizide umfassen einerseits Pflanzenschutzmittel, andererseits Biozide zur Reinigung und Desinfektion. Ein Verbot würde daher nicht nur den Anbau von Agrargütern, sondern zum Beispiel auch deren Lagerung stark betreffen. Darüber hinaus enthalten auch viele Bio-Pflanzenschutzmittel synthetische Zusatzstoffe und könnten damit ebenfalls vom Verbot betroffen sein. Generell gelten in der Schweiz bereits heute sehr strikte Zulassungskriterien für Pestizide. Es gibt zudem kaum andere Chemikalien, deren Wirkung derart gut untersucht und überwacht wird. Der Einsatz dieser Stoffe ist seit Jahren rückläufig und entsprechende Bestrebungen, beispielsweise zum Schutz des Grundwassers, werden weiter vorangetrieben.

Die Initiative würde zu Qualitätseinbussen und deutlich geringeren Erträgen in der Schweizer Agrarproduktion führen. Höhere Lebensmittelpreise in der Schweiz wären die Folge, was wiederum den Einkaufstourismus ankurbelt. Eine Annahme der Vorlage würde eine klimapolitisch fragwürdige Zunahme der Einfuhren bewirken, wobei ihre strikten Vorschriften diese Alternative noch deutlich verteuern und die Produktauswahl massiv einschränken. Die Initiative gefährdet zudem die Wettbewerbsfähigkeit und damit auch Arbeitsplätze in der Lebensmittelindustrie. Ein Verbot, das viele Produkte vom Import ausschliesst, würde auch gegen zahlreiche internationale Handelsverträge verstossen – hier hätte die Schweiz mit Retorsionsmassnahmen zu rechnen.

Am 13. Juni 2021 kommt auch eine zweite Agrarinitiative zur Abstimmung – die sogenannte Trinkwasserinitiative. Auch sie belastet die regionale, landwirtschaftliche Produktion und verteuert regionale Schweizer Produkte.

Position economiesuisse

  • Die Pestizidverbotsinitiative verteuert Lebensmittel stark und verringert die Auswahlmöglichkeiten.
  • Die Ertragssicherheit in der Landwirtschaft sinkt. Künftig müssten mehr Lebensmittel importiert werden, und der Einkaufstourismus würde zunehmen. 
  • Die Initiative führt zu einem Wettbewerbsnachteil für die Schweizer Lebensmittelindustrie. Es stehen Arbeitsplätze auf dem Spiel. 
  • Die Initiative hat negative Auswirkungen auf die Lagerung und die Verarbeitung landwirtschaftlicher Erzeugnisse und die Stallhygiene. Die Sicherheit der Lebensmittel sowie die Gesundheit der Nutztiere werden gefährdet. 
  • Die Initiative bricht mit internationalen Verträgen. Es drohen Vergeltungsmassnahmen, die der Schweizer Exportindustrie schaden.
  • Neben der Pestizidverbotsinitiative lehnt economiesuisse auch die Trinkwasserinitiative klar ab.