# 5 / 2017
08.05.2017

Die Fachkräftesituation bei Ingenieurinnen und Ingenieuren

Ausgangslage

Der Markt für Ingenieure wurde in den letzten Jahren von einem markanten Nachfrageanstieg geprägt. Zwischen 2000 und 2014 wuchs die Anzahl erwerbstätiger Ingenieure rund sieben Mal so stark wie die Gesamtzahl der Beschäftigten auf dem Arbeitsmarkt. Der Ingenieuranteil an den Erwerbstätigen verdoppelte sich in dieser Periode fast und verzeichnete einen Anstieg von 1,4 auf 2,6 Prozent. Mit diesem stark überdurchschnittlichen Anstieg auf der Nachfrageseite konnte das Angebot nicht mithalten. Zwischen 2000 und 2014 erhöhte sich die Zahl der Abschlüsse an Schweizer Hochschulen zwar, aber im Vergleich zu anderen Studienrichtungen lediglich knapp unter dem Durchschnitt. (Mit dem Angebot sind die Abschlüsse in technischen Wissenschaften an Schweizer Hochschulen gemeint. Dazu zählen an den universitären Hochschulen die Abschlüsse in Bauwesen und Geodäsie, Maschinen- und Elektroingenieurwissenschaften, Agrar- und Forstwissenschaften sowie übrige technische Wissenschaften. An den Fachhochschulen zählen technische Abschlüsse für Architektur-, Bau- und Planungswesen sowie IT und Technik. )

Nun ist kaum davon auszugehen, dass sich die Nachfrage nach Ingenieurinnen und Ingenieuren in Zukunft reduzieren wird. Der technische Fortschritt lässt viel eher einen weiteren Anstieg erwarten, der durch den demografischen Wandel noch akzentuiert wird. Die Schere zwischen Angebot und Nachfrage wird in Zukunft also noch stärker auseinandergehen. Eine aktuelle Studie zum Fachkräftebedarf zeigt denn auch, dass bei einem Wirtschaftswachstum von zwei Prozent und einer Nettomigration von 40’000 Personen langfristig 20’000 bis 50’000 Ingenieurinnen und Ingenieure fehlen werden.

Als Folge des seit Jahren anhaltenden Arbeitskräftemangels bei Ingenieurinnen und Ingenieuren ist der Ausländeranteil hoch. Mit einem Anteil von 37 Prozent belegen die Ingenieurberufe nach den Berufen der Naturwissenschaften und Humanmedizin/Pharmazie den dritten Rang. Ein weiteres besonderes Merkmal der Beschäftigungsstruktur im Ingenieurwesen ist der geringe Frauenanteil. Er liegt im Vergleich mit anderen Berufsfeldern an letzter Stelle: Lediglich 16 Prozent aller Erwerbstätigen im Ingenieurwesen waren 2015 Frauen. Das Problem ist vor allem hausgemacht: Schon bei den Abschlüssen weist die Schweiz nach Japan den geringsten Anteil an Frauen auf . Die Bemühungen von öffentlichen Stellen und von Privaten – etwa von SVIN (Schweizer Vereinigung von Ingenieurinnen) – zur Förderung der Frauen scheinen noch zu wenig Früchte zu tragen.