Vorsprung durch Technik

Schwärmt eine deutsche Automarke von ihrem «Vorsprung durch Technik», vermag sie damit Emotionen zu wecken. Meist verfliegt unsere Faszination aber mit dem Ende des Werbespots so schnell, wie sie gekommen ist. Das Familienauto, das Smartphone, die Waschmaschine oder unsere Stromversorgung sollen zwar jederzeit zuverlässig funktionieren. Doch was dahinter steckt, interessiert nur eine Minderheit der Nutzer. Dass es sich dabei nicht um eine trockene Materie handelt, die nur Physiker und Ingenieure zu begeistern braucht, demonstrieren derzeit die «Tage der Technik», initiiert von Swiss Engineering, der EMPA und der Schweizerischen Akademie der Technischen Wissenschaften (SATW). Der Höhepunkt fand am Donnerstag in Dübendorf statt, wo über die Ausgestaltung eines nachhaltigen Stromsystems für die Schweiz debattiert wurde.

Auch die Schweiz braucht den Vorsprung durch Technik. Einerseits ist unser Heimmarkt klein und zwingt unsere Unternehmen, auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähig zu sein. Andererseits werden für die zahlreichen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen – dazu zählen auch hausgemachte Energieprobleme – wieder zunehmend in technischen Wissenschaften ausgebildete Fachkräfte benötigt. Umso mehr muss die schwindende Akzeptanz technischer Innovationen in Gesellschaft und Politik (Stichworte «Fracking», Gentechnik oder Pestizidverbote in der Landwirtschaft) beunruhigen. Damit die Innovationsleistung der Schweiz mit der Komplexität der Aufgaben auch weiterhin Schritt halten kann, müssen die Faszination und das Verständnis für die Technik verstärkt gefördert werden. Die «Tage der Technik» sind hierfür ein wichtiges Signal. Aber auch in jungen Jahren gilt es anzusetzen – zum Beispiel durch ein Wecken der Interessen für Technik in der Volksschule mittels einer Verankerung im Lehrplan 21. Denn Innovationsleistungen sind die einzige Chance der Schweiz, konkurrenzfähig zu bleiben und ihren Wohlstand auf Dauer zu sichern.