Malasiya

Malaysia bewirbt eigenen Nachhaltigkeitsstandard

Die malaysische Agrarministerin Teresa Kok Suh Sim hat heute in Bern Bundesrat Johann Schneider-Ammann und Vertreter von Regierungen, NGOs sowie der Wirtschaft getroffen. Ein grosses Thema war Palmöl. Dabei betont die malaysische Ministerin, dass ein Ausschluss eines Hauptexportguts ihr Land hart treffen würde.

Über eine Million Menschen arbeiten in Malaysia in der Palmölindustrie. Die meisten davon sind Kleinbauern, die mit dem Anbau der Ölpflanze für sich und ihre Familie den Lebensunterhalt sicherstellen. So hängen insgesamt 2,3 Millionen Malaysier vom Ertrag von Palmöl ab. Und von der Möglichkeit, dieses zu exportieren. So erstaunt es nicht, dass die malaysische Agrarministerin Teresa Kok Suh Sim heute persönlich die Schweiz bereiste, um mit Bundesrat Johann Schneider-Ammann und interessierten Kreisen aus Politik, Zivilgesellschaft und Wirtschaft das Thema zu diskutieren. Denn Malaysia und die Schweiz möchten ein Freihandelsabkommen abschliessen. Ein Knackpunkt in den Verhandlungen: Die Vorbehalte gegenüber Palmöl sind riesig, auch in der Schweiz. Letzte Woche hat der Ständerat mit nur einer Stimme entschieden, Palmöl nicht aus Freihandelsabkommen auszuschliessen.

Kritik wird nicht in Abrede gestellt

Teresa Kok Suh Sim kennt die Kritik, sie stellt auch nicht in Abrede, dass der Anbau von Palmöl für ihr Land eine ökologische und soziale Herausforderung darstellt. Gleichzeitig betonte sie jedoch, dass der Boykott eines ihrer Hauptexportgute kein Problem löst. Im Gegenteil: Er ist kontraproduktiv. Die malaysische Regierung hat 2013 mit dem Malaysian Palm Oil Certification Council (MPOCC) ein eigenes Nachhaltigkeitslabel ins Leben gerufen und versucht seither, möglichst viele Produzenten zum Einhalt von Nachhaltigkeitsstandards zu verpflichten. Rund 25 Prozent des mittlerweile in Malaysia produzierten Palmöls sind zertifiziert. Allerdings ist es teurer, Palmöl nachhaltig zu produzieren. Umso schwieriger ist es, Kleinbauern davon zu überzeugen – solange sie nicht einen höheren Preis für ihr nachhaltig produziertes Palmöl erhalten. Und genau das verhindern Zölle und andere Boykottmassnahmen auf Palmöl. Nur rund die Hälfte des nachhaltigen Palmöls findet auch Abnehmer, welche die Zusatzkosten zu tragen bereit sind. Malaysia sucht im Rahmen des MPOCC den Dialog mit den verschiedenen Anspruchsgruppen. Teresa Kok Suh Sim hat deshalb am Anlass in Bern insbesondere auch NGOs aufgerufen, daran teilzunehmen. Sie brachte damit den Reformwillen der neuen Regierung in Malaysia zum Ausdruck, die seit diesem Frühling an der Macht ist.

Grosses Potenzial für Schweizer Wirtschaft

Angesichts der immensen ökonomischen Bedeutung von Palmöl für Malaysia ist klar, dass die Schweiz nur dann ein Freihandelsabkommen abschliessen kann, wenn sie einen zielführenderen und flexibleren Ansatz mit Palmöl findet. Für die hiesige Wirtschaft ist das enorm wichtig, da Malaysia mit seiner wachsenden Mittelschicht einer der aufstrebenden Märkte in Südostasien ist und ein Freihandelsabkommen entsprechend hohe Handelsgewinne ermöglichen würde. Bereits heute ist Malaysia der drittwichtigste Absatzmarkt in Südostasien.