Menschensammlung in Jakarta

Fünf Gründe, warum Indonesien viel mehr ist als Palmöl

Die Gegner des Freihandelsabkommens mit Indonesiens fokussieren stark auf Palmöl. Diese einseitige Perspektive verzerrt jedoch den Blick auf eines der grössten und vielseitigsten Länder Asiens. Indonesiens Transformationsprozess ist in vollem Gange. Es ist Zeit für ein differenziertes Bild.

Indonesien ist riesig. Die grösste Volkswirtschaft Südostasiens mit fast 270 Millionen Einwohnern erstreckt sich über eine Fläche, die 46-mal so gross ist wie die Schweiz. Beeindruckend sind auch das Wachstumstempo der letzten Jahre (2019: +5%) und die Reformprojekte, mit welchen Indonesien seinen Entwicklungspfad beschreitet.

Vielvölkerstaat auf 17'000 Inseln

Die indonesische Bevölkerung verteilt sich auf 17'000 Inseln und fast 360 Volksgruppen. Sie ist zudem bedeutend jünger als jene der Schweiz: Die Hälfte der Indonesier und Indonesierinnen ist unter 30 Jahre alt, nur 10 Prozent ist älter als 60 Jahre. Damit ist Indonesien nicht nur der grösste Inselstaat der Welt, sondern verfügt auch über ein enormes Potenzial an jungen Arbeitskräften. 

Finanzpolitischer Musterknabe

Indonesien orientiert sich in der Finanzpolitik an den sogenannten Maastricht-Kriterien der Europäischen Union. Mit seiner niedrigen Staatsverschuldung von 30.5 Prozent, einer Neuverschuldung von 2.2 Prozent und einer Inflationsrate von 2.8 Prozent steht Indonesien punkto Finanzdisziplin damit besser da als zahlreiche EU-Staaten. 

Bewegte Hauptstadt 

2019 hat die indonesische Regierung beschlossen, ihre Hauptstadt bis 2024 von Jakarta in die Region Ostkalimantan zu verlegen. Mit einer «grünen und smarten» Stadt soll auch die wirtschaftliche Entwicklung jenseits der Hauptinsel Java gestärkt werden. Damit sind Investitionen von rund 33 Milliarden US-Dollar verbunden, etwa in den Bereichen Transport, Telekommunikation, Wasserversorgung, Abfallmanagement oder im Gesundheitsbereich. Auch für Schweizer Firmen birgt dies attraktive Geschäftsmöglichkeiten.

Wirtschaft im Wandel 

Indonesien ist reich an natürlichen Ressourcen, die auch die Exportstruktur über viele Jahre prägten. Das soll sich ändern. So hat in den letzten zehn Jahren die Anzahl Arbeitsplätze im Dienstleistungssektor und der Industrie um 18, respektive 21 Prozent zugenommen. Jene in der Landwirtschaft sind um fast 30 Prozent zurückgegangen. Für die wirtschaftliche Entwicklung sind zudem tiefgreifende wirtschaftliche Reformen angestossen worden: Die Wirtschaft und die Exporte sollen diversifiziert, die Fertigungstiefe der Industrie vertieft, die Kaufkraft der Indonesier und Indonesierinnen gestärkt und die Standortattraktivität für dringend notwendige ausländische Investitionen verbessert werden. Damit verbunden sind grosse Investitionen in die Infrastruktur, erneuerbare Energien, das Bildungssystem oder den Bürokratieabbau – allesamt Bereiche, in denen die Schweiz und Schweizer Unternehmen wertvolle Beiträge leisten können.

Langjährige Partnerschaft mit der Schweiz

Die Schweiz und Indonesien feiern dieses Jahr das 70-jährige Bestehen ihrer diplomatischen Beziehungen. Seit fast 70 Jahren existiert auch eine offizielle Schweizer Vertretung in Indonesien. Und wussten Sie, dass die Schweiz schon 1863 ein Konsulat in Jakarta eröffnete? – die Stadt hiess damals noch «Batavia». Auch im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit bestehen seit Jahrzehnten enge Beziehungen. Die Schweiz unterstützt Indonesien etwa im Bereich der Berufsbildung, der Effizienz der öffentlichen Verwaltung oder der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen. 

Mit einem Ja zum Freihandelsabkommens mit Indonesien am 7. März könnte die Schweiz ein weiteres zukunftsweisendes Kapitel in den vielseitigen bilateralen Beziehungen aufschlagen. Gleichzeitig unterstützt die engere wirtschaftliche Verflechtung beider Länder auch die langfristige Entwicklung Indonesiens in vielen Bereichen.