# 13 / 2019
13.09.2019

Annahme der Kündigungsinitiative bedeutet das Ende des bilateralen Wegs

Die Schweizer Wirtschaft ist dank der Bilateralen stark gewachsen

Forscher des Instituts BAK Economics und von Ecoplan haben im Auftrag der Bundesverwaltung in zwei unterschiedlichen Studien den Gesamtwert der Bilateralen I beleuchtet. Die Ökonomen von BAK Economics halten fest, dass das Schweizer BIP ohne Bilaterale I jedes Jahr geringer ausfallen und 2035 um 7,1 Prozent tiefer liegen würde. Rechnet man zusammen, wie viel der Schweiz in dieser Zeitspanne an Wirtschaftsleistung entgehen würde, ergäbe das 630 Milliarden Franken. Zum Vergleich: Das gesamte BIP der Schweiz im Jahr 2018 betrug 690 Milliarden Franken. Heruntergebrochen auf den einzelnen Einwohner lässt sich festhalten: Ohne Bilaterale I würde das persönliche Einkommen im Jahr 2035 im Schnitt um 3400 Franken geringer ausfallen.

Die Experten von Ecoplan, die bei ihrer Untersuchung weder das Forschungsabkommen noch systemische Effekte miteinbeziehen, weisen für dieselbe Zeitspanne einen kumulierten Einkommensverlust von 460 Milliarden Franken aus. Das würde bedeuten, dass die Einwohner der Schweiz 2035 pro Kopf durchschnittlich je 1900 Franken pro Jahr verlieren würden.

Es gilt darauf hinzuweisen, dass sowohl die Forscher von BAK Economics wie auch Ecoplan ihre Modelle mit sehr vorsichtig formulierten Annahmen aufgestellt haben. Mit anderen Worten: Der gesamtwirtschaftliche Effekt der Bilateralen I dürfte laut Bundesverwaltung höher liegen, als von den Experten geschätzt.

Schweiz profitiert stärker vom europäischen Binnenmarkt als die EU-Mitglieder

Wer in Europa profitiert wie stark vom EU-Binnenmarkt? Mit dieser Frage hat sich die renommierte Bertelsmann-Stiftung 2019 auseinandergesetzt und errechnet, wie viel höher das Pro-Kopf-Einkommen in den unterschiedlichen Regionen dank des Zugangs zum Binnenmarkt ausfällt. Spitzenreiter ist überraschenderweise jemand, der gar nicht EU-Mitglied ist: die Schweiz. Im ganzen Land ist das Pro-Kopf-Einkommen dank des Binnenmarktzugangs um 2914 Euro pro Person und Jahr höher. Zum Vergleich: In Deutschland liegt der Wert bei 1046 Euro. Noch stärker fällt der Zuwachs aus, wenn man einzelne Regionen der Schweiz betrachtet: Hier ragen Zürich (plus 3592 Euro pro Kopf), das Tessin (3238 Euro) und die Nordwestschweiz (3092 Euro) hervor. Der direkte Zugang zum Binnenmarkt, abgesichert durch die bilateralen Abkommen, hat die wirtschaftliche Entwicklung in der Schweiz eindeutig beflügelt.

Auch economiesuisse hat in einer Studie mit einem eigenen Modell den Wert der Bilateralen berechnet – allerdings nicht wie BAK Economics und Ecoplan mit Blick in die Zukunft. Der Wirtschaftsdachverband hat sich rückblickend die Frage gestellt, wie viel stärker die Schweizer Wirtschaft dank des Inkrafttretens der Bilateralen gewachsen ist. Dabei konnte nachgewiesen werden, dass das Einkommen pro Kopf in der Schweiz 2016 um rund 4400 Franken höher ausgefallen ist als im Vergleichsszenario ohne bilaterale Abkommen.

Angesichts dieser Zahlen ist es nicht erstaunlich, dass die Schweizer Unternehmen 2019 in einer repräsentativen Umfrage zu 75 Prozent die bilateralen Verträge als positiv beurteilt haben. Marginale 4 Prozent haben sich gegen die Abkommen ausgesprochen.

Abbildung 2