In der Schweiz entstehen täglich 1350 neue Stellen

Die Angst vor einer grossflächigen Verdrängung menschlicher Arbeitskraft durch Computer und Roboter prägt die Debatte zur Digitalisierung. Doch die Arbeitsmarktzahlen weisen in eine ganz andere Richtung: In der Schweiz wird der Abbau von Jobs durch neu geschaffene Stellen sogar mehr als kompensiert. Dies ist die Erkenntnis einer aktuellen Untersuchung des Wirtschaftsdachverbands economiesuisse. Sogar 2015, als die Exportunternehmen unter dem viel zu starken Franken litten, konnte die Schweiz einen Zuwachs von netto über 32‘000 Stellen verzeichnen.

In den Debatten um die vierte industrielle Revolution, künstliche Intelligenz oder das bedingungslose Grundeinkommen wird oft das Schreckgespenst einer drohenden Massenarbeitslosigkeit an die Wand gemalt. Doch Technologie ist kein Jobkiller, wie eine heute von economiesuisse publizierte Auswertung zeigt. Die Analysen bringen zum Vorschein, dass es weit und breit keine Anzeichen für eine Verdrängung von Arbeit durch Technologie gibt.

Enorme Dynamik auf dem Arbeitsmarkt

Der hiesige Arbeitsmarkt ist von einer hohen Dynamik geprägt. Durchschnittlich gingen 2015 täglich rund 1250 Jobs verloren, davon 36,6 Prozent durch Firmenschliessungen. Gleichzeitig wurden aber jeden Tag auch durchschnittlich 1350 neue Stellen geschaffen, wovon 37,4 Prozent durch neue Unternehmen. Damit gehen jedes Jahr rund zehn Prozent aller Stellen in der Schweiz verloren und werden an anderer Stelle wieder geschaffen. Da die offiziellen Zahlen die innerbetriebliche Verlagerung von Jobs nicht erfassen können, dürfte die Dynamik in der Realität sogar noch deutlich grösser sein.

«Interessant ist die Einsicht, dass auch schrumpfende Branchen eine grosse Anzahl Stellen schaffen», erklärt economiesuisse-Chefökonom Rudolf Minsch. Trotz einer negativen Entwicklung der Beschäftigung würden beispielsweise im Detailhandel über 90 Prozent der abgebauten Stellen in derselben Branche wieder aufgebaut.

Berichterstattung zeigt ein verzerrtes Bild der Realität

Dass die öffentliche Debatte trotzdem so stark durch die Angst vor einer «Robokalypse» geprägt ist, lässt sich zumindest teilweise durch eine Auswertung entsprechender Medienbeiträge erklären. economiesuisse hat die Berichterstattung von fünf deutschsprachigen Schweizer Tageszeitungen zum Thema Arbeitsmarkt über das ganze Jahr 2015 analysiert. Dabei zeigte sich, dass die ausgewählten Medien doppelt so häufig und drei Mal so prominent über Arbeitsplatzverluste schrieben wie über die Schaffung neuer Stellen. Ein Grund dafür dürfte sein, dass der Aufbau neuer Jobs in den meisten Fällen nicht in grossen Schüben, sondern eher schleichend erfolgt und von den Unternehmen her selten kommuniziert wird.