Forschung

Horizon Europe: Vorläufiges Comeback der Schweiz

Das Wichtigste in Kürze:

  • Schweizer Forschende können wieder nahezu uneingeschränkt an Horizon Europe teilnehmen.
  • Eine Vollassoziierung ist langfristig nur gewährleistet, wenn die Schweizer Stimmbevölkerung den Bilateralen III dereinst zustimmt.

Der Bundesrat hat am 20. Dezember 2024 den Abschluss der Verhandlungen zu den Bilateralen III bekanntgegeben. Dadurch kann die Schweiz seit dem 1. Januar 2025 wieder an fast allen Ausschreibungen von Horizon Europe und dem Euratom-Programm als Beneficiary teilnehmen. Damit erhalten die Schweizer Forschenden die Möglichkeit, Projektanträge als Koordinatoren einzureichen und sich um Fördermittel des renommierten Europäischen Forschungsrats (ERC) zu bewerben. Schweizer Forschende können somit wieder eine aktivere Rolle übernehmen, was den Forschungs- und Innovationsstandort stärkt.

Nationale Förderung kann internationalen Austausch nicht ersetzen

Nach dem Abbruch der Verhandlungen über ein institutionelles Rahmenabkommen mit der EU im Jahr 2021 wurde die Schweiz als nicht assoziiertes Drittland eingestuft. Forschende aus der Schweiz konnten sich weiterhin an einigen Verbundprojekten von Horizon Europe beteiligen, allerdings nicht mehr als Koordinatoren. Die Übernahme der Führungsrolle bei einem Projekt ist gerade für die Schweizer Topforscher wichtig, um ihre Kompetenzen optimal einbringen zu können. Die Finanzierung erfolgte im Rahmen von Übergangsmassnahmen ersatzweise direkt durch das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI). Eine solche nationale Förderung kann jedoch den internationalen Austausch und Wettbewerb der Wissenschaft sowie das Prestige nicht ersetzen.

Eine Vollassoziierung der Schweiz stärkt ihren Einfluss und ihre Attraktivität

Eine erneute Vollassoziierung der Schweiz an Horizon Europe stärkt das Prestige der Schweiz als führender Forschungs- und Innovationsstandort und erhöht ihre internationale Sichtbarkeit. Die Schweiz kann wieder als Koordinatorin von Forschungsprojekten auftreten und damit eine zentrale Rolle in der Gestaltung und Steuerung wissenschaftlicher Projekte einnehmen. Eine Vollassoziierung macht die Schweiz für Spitzenforschende und Talente aus aller Welt attraktiver, da sie Zugang zu den renommierten ERC-Fördermitteln sowie Netzwerken und Ressourcen von Horizon Europe erhält. Das stärkt die Innovationskraft der Schweiz weiter, was auch für die wissensbasierte Wirtschaft von grosser Bedeutung ist.

Die Stimmbevölkerung hat es in der Hand

Doch bevor wir zu euphorisch werden: Es handelt sich hier um eine Übergangsregelung, die von der Europäischen Kommission aktiviert wurde. Bis zur Unterzeichnung des Abkommens zur Assoziierung der Schweiz an EU-Programme gilt die Schweiz beim Horizon-Paket formell nach wie vor als nicht assoziiertes Drittland. Sollte die Stimmbevölkerung das neue Vertragspaket der Bilateralen III dereinst ablehnen, könnte die EU den Zugang wieder verwehren – ein Risiko, das sich die Schweiz nicht leisten kann. Denn unsere wissensbasierte Wirtschaft ist auf grenzüberschreitende Innovation angewiesen.