# 11 / 2019
11.06.2019

Grosse Dynamik im Jobmarkt: Jede zehnte Stelle verschwindet – und noch mehr kommen dazu

Die Angst vor einem Arbeitsplatzverlust ist unter den Schweizer Erwerbstätigen in jüngster Vergangenheit wieder angestiegen. Befürchtet wird häufig, dass durch die Digitalisierung Tausende von Arbeitsplätzen vernichtet werden könnten. Doch auf dem Schweizer Arbeitsmarkt gibt es dafür keine Anzeichen, weder für einen breitflächigen Anstieg der Arbeitslosigkeit noch für eine Verknappung von Arbeitsplätzen. Ganz im Gegenteil: Heute gibt es mehr Arbeitsplätze denn je. Wie kann diese grosse Diskrepanz zwischen Wahrnehmung und Realität erklärt werden?

Das Wichtigste in Kürze

Es vergeht kaum ein Tag, ohne dass in den Medien über eine Firmenschliessung oder Restrukturierung berichtet wird. Im Mittelpunkt des Interesses steht fast immer die Anzahl der abgebauten Stellen. Oftmals folgt auf solche Meldungen die Frage, ob uns mit der Digitalisierung die Arbeit ausgehen wird. Deshalb überrascht es nicht, dass die Angst vor einem Jobverlust zuletzt deutlich zugenommen hat. Wie eine Umfrage verdeutlicht, schätzen Schweizerinnen und Schweizer die Erwerbslosigkeit doppelt so hoch ein, als sie tatsächlich ist. Ein Blick auf den Arbeitsmarkt zeigt jedoch, dass es heute mehr Arbeitsplätze denn je gibt, und dies bei sehr tiefer Arbeitslosigkeit und rekordhoher Erwerbsbeteiligung. Wie lässt sich diese Diskrepanz erklären? Eine wichtige Erklärung liegt darin, dass Firmenschliessungen oder Restrukturierungen mit vielen Entlassungen das positive Gesamtbild des Arbeitsmarktes verfälschen, da sie viel häufiger im Fokus der Öffentlichkeit stehen als positive Nachrichten. Eine aktuelle Auswertung von Medienberichten über Stellenaufbau und -abbau zeigt: Es wird dreimal so häufig über Letzteres berichtet, obwohl in der betrachteten Periode über 40’000 zusätzliche Arbeitsplätze entstanden sind. Unsere neuesten Auswertungen zu den Beschäftigungszahlen in der Schweiz verdeutlichen aber, dass in Branchen, in denen viel entlassen wird, auch viel eingestellt wird. Kommt es in einer Branche zu überdurchschnittlich vielen Unternehmensschliessungen, entstehen in dieser Branche per Saldo fast immer mehr Stellen. Die im Fokus der Öffentlichkeit stehenden Firmenschliessungen und Restrukturierungen sind also nicht als Alarmsignal zu interpretieren, sondern als Teil der Arbeitsmarktdynamik und des Strukturwandels zu verstehen.

Position economiesuisse

  • Der liberale Arbeitsmarkt ist eine der grössten Stärken des Wirtschaftsstandorts Schweiz. Er darf auf keinen Fall in Gefahr gebracht werden.
  • Der Schweizer Arbeitsmarkt ist sehr dynamisch: Täglich werden über 1200 Stellen abgebaut und es entstehen über 1300 neue Stellen. Jedes Jahr werden rund zehn Prozent aller Stellen in der Schweiz abgebaut und gut zehn Prozent der Stellen werden neu aufgebaut.
  • Entlassungen im grossen Umfang verfälschen das Gesamtbild des Arbeitsmarktes. Medien berichten dreimal so häufig über Stellenabbau. Die Wahrnehmung der Öffentlichkeit wird dadurch verzerrt. Schweizerinnen und Schweizer schätzen die Erwerbslosigkeit doppelt so hoch ein, als sie tatsächlich ist.
  • In Branchen mit überdurchschnittlich hohem Stellenabbau aufgrund von Firmenschliessungen entstehen insgesamt mehr Stellen. Firmenschliessungen und Restrukturierungen sind kein Alarmsignal, sondern Teil des liberalen, dynamischen Arbeitsmarktes, in dem jedes Jahr zusätzliche Stellen entstehen.

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