Palais national

Wirtschaftsdelegation intensiviert schweizerisch-mexikanische Beziehungen

Bundespräsident Johann Schneider-Ammann wurde letzte Woche von Mexikos Präsident Enrique Peña Nieto mit militärischen Ehren zum Staatsbesuch und zu offiziellen Gesprächen in Mexiko-Stadt empfangen. Eine breit aufgestellte Schweizer Wirtschaftsdelegation begleitete Schneider-Ammann. Anlass zum Feiern gab es gleich mehrfach: 70 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen der Schweiz und Mexiko, die Gründung der schweizerisch-mexikanischen Handelskammer und die Lancierung der Schweizer Allianz für Berufsbildung.

Mexiko ist nach Brasilien der zweitwichtigste Handelspartner der Schweiz in Lateinamerika. Das Interesse der Schweizer Wirtschaft ist dementsprechend gross. Das zeigte sich in der breit zusammengesetzten, 22-köpfigen Wirtschaftsdelegation, die den Bundespräsidenten nach Mexiko-Stadt begleitete. Mit von der Partie waren ein Start-up, mehrere KMU sowie Grossunternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen.

Dank verstärkter Nachfrage nach technologischen Innovationen und einem sukzessiven Ausbau der Infrastruktur bietet Mexiko Schweizer Unternehmen zahlreiche Chancen. Zudem lässt die wachsende kaufkräftige Mittelschicht die Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Produkten und Dienstleistungen ansteigen: Die 15. grösste Volkswirtschaft der Welt hat rund 120 Millionen Einwohner. Davon sind 65 Prozent im erwerbsfähigen Alter und 50 Prozent jünger als 27 Jahre. 

Schweizerisch-mexikanische Handels- und Industriekammer eröffnet

Zusammen mit Mexikos Wirtschaftsminister Ildefonso Guajardo Villarreal eröffnete der Bundespräsident am 3. November in der Casa de Suiza offiziell die schweizerisch-mexikanische Handels- und Industriekammer. Ein notwendiger Schritt: Mexiko war einer der wenigen G-20-Staaten, in dem die Schweiz keine Handelskammer hatte. 

Mexiko
In der Casa de Suiza eröffnete Bundespräsident Johann Schneider-Ammann die schweizerisch-mexikanische Handels- und Industriekammer.

Zu den Gründungsmitgliedern der Kammer gehören 35 Schweizer Firmen in Mexiko. Wie wichtig sie gerade für Schweizer KMU ist, führt Johannes Popp, CEO der APAG Elektronik AG aus: «Für mich war die Reise eine Bestätigung unserer in den letzten Tagen getroffenen Standort-Entscheidung: Mexiko ist für uns, als Automotive-Lieferant, das wichtigste Fertigungsland auf dem amerikanischen Kontinent. Das beruht auf der Tatsache, dass wir bereits heute in Europa direkt an VW, AUDI und BMW liefern. Das erfordert von uns eine lokale Wertschöpfung unter anderem für Autoteile. Das ist für uns als KMU eine grosse Herausforderung, da es unser erstes nicht-europäisches Engagement ist. Die Unterstützung durch die neu gegründete mexikanisch-schweizerische Handelskammer kommt deshalb genau zur richtigen Zeit.»

Gregor Häny, CEO von Oskar Rüegg AG ergänzt: «Die Reise hat den ersten Eindruck, den wir von Mexiko bereits gewinnen konnten, bestätigt: Die Chancen, die der Markt in und um Mexiko bietet, sind immens. Für uns als familiengeführtes KMU, das aus der Schweiz Stanzteile an verschiedenste Industrien – insbesondere an die Automobilindustrie – liefert, ist Mexiko ein Markt mit sehr grossem Potenzial.»

Verhandlungen über den Marktzugang

Bereits heute ist die Schweiz der achtgrösste Investor in Mexiko und wies 2014 einen Bestand an Direktinvestitionen von rund 7,6 Milliarden Franken aus. Ein entscheidender Faktor dafür ist die geografische Lage Mexikos. Seine Nähe zu den USA macht das Land zu einer idealen Brücke nach Nordamerika sowie zu den Ländern Südamerikas mit Zugängen zum Pazifik und zum Atlantik. Die USA sind denn auch Mexikos bedeutendster Handelspartner – gut 80 Prozent der Exporte gehen in die USA. Entsprechend beeinflusst die US-Konjunktur die mexikanische Wirtschaft. 

Mexiko ist Mitglied der nordamerikanischen Freihandelszone (NAFTA) und der lateinamerikanischen Pazifik-Allianz und gehört zu den zwölf Pazifik-Anrainerstaaten, die im Februar 2016 das Abkommen über eine Trans-Pacific Partnership (TPP) unterzeichnet haben. Das Freihandelsabkommen zwischen Mexiko und der EFTA aus dem Jahr 2001 hat stark zur Entwicklung der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der Schweiz und Mexiko beigetragen und wird aktuell modernisiert. Dabei wollen die EFTA und Mexiko den Marktzugang für Waren, Dienstleistungen und Investitionen erleichtern sowie das öffentliche Auftragswesen erweitern. Die Schweiz und Mexiko äusserten sich an den Treffen in Mexiko-Stadt positiv über die bisherigen Verhandlungen. «Wir hoffen, dass wir schon im kommenden Jahr die Öffentlichkeit über den Stand der Dinge informieren können», so Wirtschaftsminister Guajardo Villarreal.

Schweizer Allianz für Berufsbildung lanciert

Mit Bildungsminister Aurelio Nuño Mayer lancierte der Bundespräsident am 4. November im Colegio Suizo de México die «Alianza Suiza por la Educación Dual» (Schweizer Allianz für Berufsbildung). Aktuell engagieren sich zehn Schweizer Firmen an der Einführung der dualen Berufsbildung in Mexiko. Ab 2017 werden sie rund 200 Lehrstellen anbieten. Damit können sie ihren Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften decken und ihre langjährige Erfahrung in der dualen Berufsbildung weitergeben. Auch hier kann auf den wertvollen Erfahrungsschatz von Schweizer Unternehmen aller Grössen zurückgegriffen werden. Delegationsteilnehmer Häny bekräftigt: «Schweizer KMU können gerade auch bei der Ausbildung von Personal einen Beitrag leisten. Wie wichtig KMU für eine gesunde Volkswirtschaft sind, sieht man täglich in der Schweiz.»

innenhof mexiko
Bundespräsident Johann Schneider-Ammann lancierte mit Bildungsminister Aurelio Nuño Mayer die «Alianza Suiza por la Educación Dual».