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Unsere Gesundheit lassen wir uns jährlich 8556 Franken kosten

Die neusten Zahlen des Bundesamts für Statistik sprechen eine klare Sprache. Die Gesundheit ist uns wichtig. Mehr als jeder zehnte Franken wird im Gesundheitswesen erwirtschaftet. Pro Monat geben wir 713 Franken dafür aus. Jeder von uns. Allerdings zahlen wir die Leistungserbringer selten direkt. Der Grossteil der Kosten läuft über andere Kanäle.

Ein Blick zurück lohnt sich: Im Jahr 1985 war der Gesundheitsmarkt etwa so gross wie der Energiemarkt. Das waren damals 19 Milliarden Franken oder 7,6 Prozent des Bruttoinlandprodukts. Seither wuchs dieser Bereich auf 70 Milliarden Franken, während die Kosten für Energie heute nicht einmal die Hälfte davon ausmachen, obwohl die Bedeutung der Energie ebenfalls gestiegen ist. Wie ist das zu erklären?

Der Hauptunterschied liegt in der Art der Güter. Die Energie besteht aus handelbaren Gütern, während die Gesundheitsleistungen vor allem von Menschen erbracht werden. Die Kosten von Dienstleistungen kann man aber nicht so stark senken wie jene für Produkte. Dieses Phänomen ist bekannt als die «Baumol’sche Kostenkrankheit». Ein zweiter Grund liegt in der Finanzierung der beiden Branchen. Die Energie wird privat finanziert: Jedes Produkt hat einen Käufer, der es direkt bezahlt. Die Gesundheitsleistungen werden hingegen zu drei Vierteln indirekt finanziert: Der Käufer bezahlt die Leistungen nicht direkt. Die Rechnung läuft über dritte Stellen. Dadurch befasst sich der Konsument kaum mit den Preisen. Entsprechend gering ist der Druck auf die Anbieter, kostengünstige Lösungen zu verkaufen. Es besteht die Gefahr von ineffizienter Leistungserbringung.

Öffentliche Hand greift immer tiefer in die Tasche

Wie hat sich die Finanzierung in den letzten 30 Jahren entwickelt? Der prozentuale Anteil der indirekten, öffentlichen Ausgaben ist gewachsen. Im Jahr 1985 wurde rund die Hälfte der Gesundheitsleistungen über Sozialversicherungen oder Steuern bezahlt. Nun sind es zwei Drittel. Obwohl der Gesundheitsmarkt heute fast viermal grösser ist als 1985, wird ein höherer Anteil öffentlich finanziert. Eine bemerkenswerte Entwicklung, die nicht folgenlos bleibt. Das Schweizer Gesundheitswesen schneidet international zwar in den Bereichen «Gleichheit», «Wartezeiten» und «Patientenzufriedenheit» gut ab. Doch punkto Sicherheit, Effektivität und Effizienz sieht das Bild nicht so rosig aus. Vor allem das Kosten-Leistungs-Verhältnis wird häufig kritisiert. Mit einer freiheitlicheren Finanzierung und gezielten Wettbewerbselementen könnten wir auch hier Weltspitze werden.