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« Mit radikalen Reformen hat Javier Milei die Inflation gebrochen, doch der Weg zur Stabilität bleibt lang und steinig. »

Warum Milei trotz radikaler Sparpolitik triumphiert

Auf einen Blick

  • Javier Milei gewann die Zwischenwahlen in Argentinien trotz radikaler Sparmassnahmen und massivem Stellenabbau überraschend.
  • Die Inflationsrate sank von jährlich fast 300 Prozent auf rund zwei Prozent monatlich.
  • Eine mögliche Peso-Abwertung und Kapitalflucht könnten die wirtschaftliche Stabilisierung aber gefährden. 

Die Partei von Argentiniens Präsident Javier Milei gewann die Zwischenwahlen jüngst klar. In Europa rieben sich viele die Augen. Man hatte damit gerechnet, dass die Partei verlieren wird – und zwar deutlich. Denn Milei verordnete dem Land nach seinem Amtsantritt im Dezember 2023 eine Schocktherapie. Der Staat wurde radikal zurückgebunden. Tausende Staatsangestellte wurden entlassen, Subventionen gestrichen. Entsprechend verloren viele Menschen in Argentinien ihre Privilegien.

Massive Senkung der Inflation als entscheidender Faktor für Wahlsieg

Wieso aber gewann Milei die Wahlen trotzdem? Ein entscheidender Faktor ist sicherlich, dass er mit seinen radikalen Sparmassnahmen die Inflation gebrochen hat. Die Vorgängerregierung hatte mit ihrer Klientelpolitik und riesigen Staatsausgaben das Land an den Rand des Abgrundes manövriert. Im Vergleich zum November stiegen die Preise im Dezember 2023 um satte 25,5 Prozent. Innerhalb eines einzigen Monats konnte man sich mit einem Peso also nur noch drei Viertel soviel kaufen. Im Vergleich zum Dezember 2022 betrug die Inflationsrate fast 300 Prozent! Unvorstellbar für uns Schweizer.  

Was passiert in einer Volkswirtschaft mit so hohen Inflationsraten? Erstens flüchten alle in irgendwas, was wertstabiler ist. Die Pesos werden zur heissen Kartoffel, die niemand anfassen will. Zweitens verlieren die Armen noch stärker. Sie haben kaum Zugang zu ausländischen Vermögenswerten und können beispielsweise auch nicht in Immobilien investieren. Drittens generiert die Inflation ein hohes Mass an Planungsunsicherheit, was schlecht ist für die wirtschaftliche Entwicklung. Kurzum: Hohe Inflationsraten haben katastrophale wirtschaftliche Effekte für ein Land. Alle verlieren, die Armen sogar noch mehr.  

Mit dem scharfen Bruch zur sozialistischen Politik der Vorgängerregierung gelang es Milei, dem scharfen Teuerungsschub den Stecker zu ziehen. Die Inflationsrate sank stark und kontinuierlich. Mittlerweile beträgt die monatliche Inflationsrate noch rund zwei Prozent. Im Vergleich zur Schweiz ist das zwar immer noch viel, aber die schlimmste Phase am Rand der Hyperinflation ist damit Geschichte.  

Peso-Abwertung und Kapitalflucht als Risikofaktoren

Ist Argentinien somit über dem Berg? Leider nein. Eine Abwertung des Pesos könnte Importe stark verteuern und die Inflation wieder anheizen. Bis April 2025 garantierten Kapitalverkehrskontrollen eine rasche Abwertung, nun sind diese weitgehend abgeschafft. Instabile Wirtschaftsentwicklung oder ein politischer Umbruch könnte grosse Kapitalbewegungen auslösen und die Glaubwürdigkeit von Argentinien als Investitionsstandort wieder unterminieren. Doch mit jedem Jahr der Stabilisierung steigen die Chance auf eine nachhaltige Wirtschaftsentwicklung. Das Experiment in Argentinien wird gelingen – wenn denn der Reformwille lange genug erhalten bleibt.

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