Drei Personen, die am Tisch miteinander diskutieren

Lohnentwicklung durch Personenfreizügigkeit nicht beeinträchtigt

Die Universität Genf hat im Auftrag des Bundes untersucht, ob sich die Zuwanderung aus der EU negativ auf Schweizer Löhne auswirkt. Die neusten Zahlen zeigen, dass von einem allgemeinen Lohndruck nicht die Rede sein kann. Nur Personen mit einem höheren Bildungsabschluss, die erst wenige Jahre im Arbeitsleben stehen, haben finanziell etwas weniger rasch zugelegt. Der Effekt ist allerdings minim. Es zeigt sich, dass der offene Arbeitsmarkt gut funktioniert und die flankierenden Massnahmen greifen.​

​​Immer wieder werden im Zusammenhang mit der Zuwanderung Befürchtungen geäussert, der offene Arbeitsmarkt führe zu Lohndumping. Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) wollte es genau wissen und hat die Universität Genf beauftragt, die Daten der neusten Lohnerhebung zu analysieren. In der Studie wurde die Salärentwicklung in verschiedenen Berufsgruppen seit Einführung der Personenfreizügigkeit untersucht, wobei auch die zunehmende Zahl an Grenzgängerinnen und Grenzgängern berücksichtigt wurde. Die heute veröffentlichten Ergebnisse lassen den klaren Schluss zu: Die Personenfreizügigkeit beeinflusst das Lohnniveau in der Schweiz nur sehr geringfügig.

Das Gutachten stellt fest, dass der Ausländeranteil unter den Beschäftigten seit 2004 vor allem in den obersten Lohnklassen stark zugenommen hat – gleichzeitig sind in diesem Bereich die Löhne am stärksten gestiegen. Auch für die Saläre niedrig qualifizierter Arbeitskräfte sind die Auswirkungen eher positiv: Einheimische durften sich im untersuchten Zeitraum über einen Reallohnanstieg von 1,1 Prozent freuen.

Gut funktionierender Arbeitsmarkt

Die einzige Gruppe, die gemäss Studie die ausländische Konkurrenz im Geldbeutel zu spüren bekommt, sind jüngere Angestellte mit höherem Bildungsabschluss und einer 10- bis 15-jährigen Berufserfahrung. Auch in diesem Bereich sind die Löhne gestiegen, aber etwas weniger rasch als bei anderen Berufsgruppen.

Die Genfer Studie reiht sich nahtlos ein in eine Reihe weiterer Untersuchungen, die bereits zu ähnlichen Ergebnissen gekommen sind. Aus Sicht von economiesuisse belegt sie, dass der offene Schweizer Arbeitsmarkt gut funktioniert und sich die flankierenden Massnahmen zur Personenfreizügigkeit, die per 2013 nochmals verschärft wurden, bewähren. Es ist nicht zu bestreiten, dass es in einzelnen Regionen und Branchen zu Fällen von Lohndumping kommt. Diese bilden jedoch Ausnahmen, die mit gezielten Kontrollen aufzudecken sind. Zudem ist darauf hinzuweisen, dass die Analyse den Zeitraum bis 2010 abdeckt und die Lohnentwicklung in der Schweiz nach 2007 durch die globale Finanz- und Wirtschaftskrise eher gebremst wurde. Von einem allgemeinen Lohndruck durch die Personenfreizügigkeit – das macht die Genfer Studie deutlich – kann keine Rede sein.

Zusammenfassung der Studie