Innenraum

Übertragung über Aerosole einschränken, Pandemie bremsen

Dem Hauptübertragungsweg der Covid-Viren durch Aerosole wurde bisher zu wenig Beachtung geschenkt. Wie findet diese Übertragung statt? Wo ist das Risiko wie hoch? Welche politischen Massnahmen können getroffen werden, um das Virus unter Kontrolle zu bringen und die Pandemie schneller zu überwinden? Diese Fragen wurden letzte Woche an einem virtuellen Anlass mit Parlamentsmitgliedern und Wirtschaftsvertretern diskutiert.

Es ist in der Wissenschaft inzwischen unbestritten, dass das Corona-Ansteckungsrisiko in Innenräumen wesentlich höher ist als in Aussenbereichen. Aber auch in Innenbereichen gibt es grosse Unterschiede. Die Luftqualität und der Austausch der Raumluft bestimmen das Ansteckungsrisiko. Darauf sollten die Behörden bei ihren Regulierungen zur Einschränkung der Pandemie in Zukunft stärker achten. Ebenso muss die Bevölkerung stärker auf diesen Übertragungsweg aufmerksam gemacht werden, damit sie ihr Verhalten im Privaten anpasst und beispielsweise öfters lüftet. Darüber waren sich die Referenten an einem virtuellen Anlass von Parlamentarierinnen und Parlamentariern einig. Der Anlass wurde gemeinsam von #smartrestart, der Konferenz der Gebäudetechnikverbände (KGTV) und economiesuisse am 7. Dezember durchgeführt und von Nationalrätin Franziska Ryser (Grüne) moderiert.

Martin Bäumle, GLP-Nationalrat / #smartrestart: «Aerosole – der unterschätzte Übertragungsweg»

Nationalrat Martin Bäumle erachtet es als gefährlich, dass der Übertragungsweg Aerosole immer noch unterschätzt wird. Er legte in seinem Referat dar, dass es wichtig ist, die CO2-Konzentration in der Luft zu messen. Denn dieser Wert sei ein guter Indikator für die Menge an Aerosolen in der Luft. Dank einer solchen Messung kann rasch reagiert werden, um die Luftqualität zu verbessern und das Ansteckungsrisiko zu vermindern.

 

Rudolf Minsch, Chefökonom economiesuisse: «Risiken minimieren statt Branchen schliessen»

Rudolf Minsch legte dar, dass sich die bisherigen wirtschaftlichen Kosten der Pandemie in der Schweiz auf rund zehn Prozent einer jährlichen Wirtschaftsleistung des Landes belaufen. Daher wäre es wichtig, dass die Behörden risikobasierte Instrumente anwenden, die keine Schliessung von Branchen nötig machen. So sollten zum Beispiel Betriebe offenbleiben können, wenn sie nachweisen, dass die Luftqualität in ihren Innenräumen unbedenklich ist.

 

Michael Riediker, Direktor des Swiss Centre for Occupational and Environmental Health: «Hauptübertragungsweg Aerosole und Sofortlösungen»

Michael Riediker informierte, wie die Ansteckung über Aerosole stattfindet. Laute Stimmen und das Verbleiben über längere Zeit in einem Raum seien dabei Risikofaktoren. Daher sei es wichtig, dass im geschäftlichen wie im privaten Umfeld Massnahmen nach TOP (Technisch, Organisatorisch, Persönlich) getroffen werden. Bei den technischen Massnahmen sind unter anderem die CO2-Messung und das Lüften wichtig.

 

Benoit Sicre, Hochschule Luzern: «Gebäudepark Schweiz pandemiegerecht»

Benoit Sicre zeigte auf, welchen Beitrag die Gebäudetechnik an den Infektionsschutz leisten kann. Mit einer guten Lüftung werden luftgetragene Krankheitserreger aus der Raumluft entfernt und durch virenfreie Luft ersetzt. Gerade bei Neubauten und der Modernisierung von Gebäudeparks müsse der Raumluftqualität in der Planung künftig eine hohe Bedeutung zukommen.