Drei Frauen in der Wissenschaft

Frauensession: Anteil Frauen in MINT-Berufen soll steigen.

Die MINT-Berufe sind zukunftsfähige Berufe in einer zunehmend digitalisierten Welt. Der Frauenanteil ist gerade in der Schweiz aber weiterhin sehr tief. Daher unterstützt economiesuisse das Anliegen einer Motion der Frauensession, die einen hälftigen Anteil in diesen Berufen anstrebt. Die Frauensession findet am 29. und 30. Oktober im Bundeshaus in Bern statt.

Wir leben in einer digitalisierten Welt. Technologie spielt eine unverzichtbare Rolle in unserem Leben. Die Berufe mit den besten Berufsaussichten sind dementsprechend im sogenannten MINT-Bereich zu finden (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik). Leider scheint dies die Wahl der Ausbildung unter jungen Frauen aber nur wenig zu beeinflussen.

Nur wenige von ihnen wählen eine Lehre im MINT-Bereich. Dementsprechend ist der Frauenanteil noch immer erschreckend tief. So liegt er gemäss Bundesamt für Statistik beispielsweise beim Ausbildungsfeld «Software- und Applikationsentwicklung und -analyse» bei acht Prozent oder bei «Elektronik und Automation» bei sechs Prozent. Auf Ebene der tertiären Ausbildung ist das Bild ähnlich. So zeigt eine Studie von Rütter Soceco von 2019, dass der Frauenanteil in den Ingenieurwissenschaften an Schweizer Universitäten bei 27,5 Prozent und an den Fachhochschulen sogar nur bei 20,1 Prozent liegt. Dies wirkt sich direkt auf die Struktur der Beschäftigten aus, wie das Beispiel der ICT zeigt: In dieser Branche beträgt der Frauenanteil gerade mal 16 Prozent.

Sinnvolles Ziel, aber illusorische Zeitvorgabe

Es besteht also unbestritten ein grosser Handlungsbedarf. Dieser wird an der Frauensession, die am 29. und 30. Oktober stattfindet und von economiesuisse unterstützt wird, adressiert. Die Motion «Halbe-Halbe in MINT-Berufen: Den Frauenanteil steigern» fordert, dass der Frauenanteil in diesen Berufen bis 2030 auf 50 Prozent gesteigert werden soll. economiesuisse unterstützt diesen Vorstoss im Grundsatz, hält den vorgesehenen Zeitrahmen aber für illusorisch. Aus Sicht des Wirtschaftsverbands würde es Sinn machen, bis 2030 einen 50-prozentigen Frauenanteil in den MINT-Ausbildungen anzustreben. Bis sich dieser Anteil auch unter den Beschäftigten erreichen lässt, wird es aber viele Jahre länger dauern. Denn erstens müssen diese Lernenden zuerst ihre Ausbildung abschliessen, und zweitens bleibt das Ungleichgewicht bei der bereits arbeitenden Bevölkerung weiter bestehen. Damit 50:50 im Jahr 2030 erreicht werden könnte, müsste ein signifikanter Anteil der Frauen ihr Arbeitsfeld wechseln und sich umschulen lassen.

Die Berufs- und Studienwahl beginnt nicht erst kurz vor der Lehrstellensuche

Es ist absolut zentral, dass Mädchen und Frauen, wie in der Motion gefordert, in der Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung «gleichberechtigt Informationen und Einblicke in zukunftsfähige Berufe, die in der Technik, IT und Industrie verankert sind (z.B. Verdienst, Karrierechancen und Zukunftsfähigkeit)», erhalten. Oftmals ist es dann aber bereits zu spät. Wenn eine junge Frau aufgrund ihrer Erfahrung in der obligatorischen Schulzeit das Interesse an MINT verloren hat, dann wird sie auch keine entsprechende Berufswahl treffen. Wissenschaftliche Studien (z.B. Buser, Peter, Wolter, 2017) zeigen, dass die Mädchen oftmals den wettbewerblichen Aspekt im Mathematikunterricht verabscheuen. Obwohl sie am Anfang der Schulzeit häufig besser in Mathematik sind als die Knaben, verlieren zu viele später das Interesse und werden überholt. Solche geschlechtsspezifischen Aspekte sind bei der Gestaltung des Unterrichts stärker zu berücksichtigen. Daher ist es richtig, dass die Motion fordert, die Lehrpersonen im Rahmen ihrer Ausbildung stärker auf das Thema «MINT und Geschlecht» zu sensibilisieren. Aber auch erfahrene Lehrpersonen müssen immer wieder darauf aufmerksam gemacht werden. Es sollten ihnen Hilfsmittel gegeben werden, wie sie die oftmals noch gelebte Stereotypisierung durchbrechen können.

Auch den Männeranteil in «Frauenberufen» steigern

Nicht vergessen werden darf schliesslich, dass es nicht reicht, den Frauenanteil in den MINT-Bereichen zu erhöhen. Der Anteil der Männer in den typischen Frauenberufen, wie z.B. in Berufen im Gesundheitswesen oder in der Bildung, sollte ebenso erhöht werden. Auch diese Berufsgruppen würden von einer höheren Diversität profitieren. Insbesondere bei den Lehrkräften der obligatorischen Schulzeit ist dies offensichtlich.