# 2 / 2021
17.02.2021

Extreme Agrarinitiativen: gefährliches Experiment auf Kosten der Konsumenten

Teurere Lebensmittel und weniger regionale Produkte

Höhere Lebensmittelpreise 

Schon heute kosten Lebensmittel in der Schweiz rund 70 Prozent mehr als im EU-Durchschnitt. Bei einer Annahme der Initiative würden die Preise für Lebensmittel nochmals deutlich steigen, weil durch den Verzicht auf Pestizide effiziente Hilfsmittel fehlen, um die landwirtschaftlichen Kulturen und Ernten zu schützen. Es wäre mit erheblichen Ernteausfällen zu rechnen. Doch betroffen wäre nicht allein die Produktion: Auch die Haltbarkeit und die Lagerung von Lebensmitteln in der Schweiz würden erschwert. Diese Mehrkosten für die Produzenten würden sich auf die Preise für die Konsumenten durchschlagen. 

Gemäss Berechnungen des BLW kostete ein typischer Warenkorb bestehend aus 25 biologisch produzierten Lebensmitteln im Dezember 2020 über 50 Prozent mehr als derselbe Warenkorb mit konventionell hergestellten Produkten. Da auch gewisse Wirkstoffe, die in der biologischen Landwirtschaft zur Anwendung kommen, von der Initiative betroffen wären und zusätzlich durch das Biozidverbot die Lagerungs- und Verarbeitungskosten ansteigen würden, ist mit einem Anstieg der Lebensmittelpreise um mehr als 50 Prozent zu rechnen.  

Für den Konsumenten würde die Annahme der Initiative nicht nur zu einer Erhöhung der Lebensmittelkosten führen, sondern auch zu weniger Auswahlmöglichkeit. In der Schweiz existiert ein vielfältiges Angebot an nachhaltigen und biologisch hergestellten Produkten. Der Konsument hat die Wahl, seinen eigenen Bedürfnissen und Präferenzen entsprechende Lebensmittel einzukaufen. Durch die Annahme der Initiative wären Bürgerinnen und Bürger in ihrer Wahlfreiheit eingeschränkt und bevormundet, da viele Produkte nicht mehr hergestellt oder importiert werden könnten. 

Das Angebot von regionalen Produkten würde stark sinken, während die Abhängigkeit von Importen steigen würde. Eine Analyse des wissenschaftlichen Dienstes des Europäischen Parlaments rechnet beim Verzicht auf Pflanzenschutzmitteln mit Ertragseinbussen von 40 Prozent bei Mais und 60 Prozent bei Kartoffeln.

Der Import von Futtermitteln, die mithilfe von Pestiziden hergestellt werden, wäre weiterhin erlaubt. Das könnte die Strukturen in der Schweizer Landwirtschaft verändern. So wäre zu erwarten, dass eine Verschiebung von der Pflanzenwirtschaft zur Viehwirtschaft stattfände. Dies würde voraussichtlich die agrarpolitischen Ziele der Schweiz torpedieren. 
 

Schädlich fürs Klima

Bei einem vollständigen Verzicht auf Pestizide ist aufgrund von Ertragsminderungen mehr Fläche für dieselbe Produktionsmenge nötig. Gleichzeitig müsste die Ackerfläche deutlich stärker mechanisch bearbeitet werden, was einen erhöhten Energieverbrauch bedingt und mehr Erosion verursacht. Eine Untersuchung aus Deutschland zeigt auf, dass der biologische Landanbau unter Berücksichtigung der indirekten Treibhausgasemissionen deutlich mehr CO2-Emissionen pro produzierter Getreideeinheit verursacht.  Die Initiative erschwert dementsprechend die Erreichung der Klimaziele der Schweiz.