Der Zug fährt in die falsche Richtung

Eine kürzlich veröffentlichte Studie der Litra bereitet den Boden, um den ÖV-Anteil am Modalsplit mit verbindlichen politischen Zielen und entsprechenden Zwangsmassnahmen zu erhöhen. Die gestellten Forderungen sind volkswirtschaftlich fragwürdig und zeugen von einem geradezu kundenfeindlichen Verständnis eines modernen Mobilitätsmarktes.

Flankiert vom Bundesamt für Raumentwicklung und dem Verband öffentlicher Verkehr hat der Informationsdienst für den öffentlichen Verkehr Litra letzte Woche an einer Medienkonferenz eine Studie über den Modalsplitanteil des öffentlichen Verkehrs vorgestellt. Das Papier sinniert aus verschiedenen Blickwinkeln über die heutige Nutzung und die «richtige» Interpretation des eigenen Anteils an der Verkehrsleistung in der Schweiz. Die Litra leitet daraus ab, dass es verbindliche Ziele zur Steigerung des Modalsplitanteils des öffentlichen Verkehrs, Zwangsmassnahmen im Strassenverkehr wie Temporeduktionen und weniger Parkplätze oder gar neue Steuern für den motorisierten Individualverkehr brauche. Auch sollen mehr Staatsgelder in den öffentlichen Freizeitverkehr fliessen. 

Umerziehung als Zukunftsvision? 

Ein überwiegend staatlich finanziertes Monopol will seine Ressourcen und seine politische Energie auf die Umerziehung der mobilen Bevölkerung verwenden – mit dem Ziel, den eigenen Marktanteil zu steigern. So könnte das Vorgehen der Vertreter der ÖV-Branche auch verstanden werden. Das Ziel des Strukturerhalts und die Vorstellung, dass mit noch mehr Subventionen, Steuern und Einschränkungen die Bevölkerung zum Umsteigen gezwungen werden kann, zeugt nicht gerade von visionären Zukunftsvorstellungen. 

Zwei Züge stehen auf den Gleisen

Synergien statt Subventionen 

Gemäss Bundesverfassung soll der Staat für ein kostengünstiges und flächendeckend verfügbares öffentliches Verkehrsangebot sorgen. Dabei wäre es sicher wünschenswert, wenn der Kundennutzen ins Zentrum gestellt und die Synergien zwischen den verschiedenen Verkehrsträgern erhöht würden. Dann steigt auch die Attraktivität – und der volkswirtschaftliche Nutzen des ÖV nimmt zu. 

Als täglicher Nutzer des öffentlichen Verkehrs weiss ich zwar den stetig steigenden Angebotsausbau sehr zu schätzen. Aber ich weiss auch, dass es insgesamt günstiger ginge und mehr Innovationsgeist möglich wäre (beispielsweise bei der ewig währenden Diskussion um WiFi in den Zügen). 

Fokus Mobilität statt subventionierter ÖV

Das Ziel im Mobilitätsbereich sollte nicht in einem erzwungenen öffentlichen Verkehr liegen. Vielmehr soll eine kundenorientierte, multimodal vernetzte, barrierefreie, effiziente sowie emissionsarme oder gar emissionslose Mobilität entwickelt werden. Ein nicht wettbewerbsfähiger und politisch erzwungener öffentlicher Verkehr ist dabei der falsche Ansatz für die Zukunft.