# 11 / 2016
11.11.2016

Die leeren Versprechen der Vollgeld-Initiative

Milch und Honig

Was will die Initiative?

Die Autoren der Initiative «Für krisensicheres Geld: Geldschöpfung allein durch die Nationalbank!» versprechen der Schweiz eine rosige Zukunft: Dank Vollgeld sei das Geld auf hiesigen Konten endlich absolut sicher. Die Steuerzahlenden und die Realwirtschaft würden von der Seigniorage profitieren. Finanzblasen und Bank Runs könnten verhindert werden und der Staat müsste in Schwierigkeiten geratene Banken nicht mehr zwingend retten. Schliesslich könnte sich die Finanzbranche wieder in den Dienst der Gesellschaft stellen und das Geld- und Bankensystem wäre kein Buch mit sieben Siegeln mehr, sondern endlich wieder für jedermann verständlich. Kurz: Wenn jetzt im Rhein auch noch Milch und Honig flössen, wäre das Schlaraffenland Schweiz perfekt.

Doch wie so oft bei Vorlagen, welche die Welt radikal verbessern wollen, werden auch beim Vollgeld mögliche Vorteile glorifiziert und gravierende Nachteile und Risiken ignoriert. Hinter der Initiative steht der Verein Monetäre Modernisierung (MoMo), der sich auf Ideen des deutschen Ökonomen und Sozialwissenschaftlers Joseph Huber stützt. In den Reihen der Unterstützer finden sich mehrere bekannte Wachstumskritiker und auffallend viele Personen aus Deutschland. Ähnlich wie bei der im Juni 2016 deutlich verworfenen Initiative für ein bedingungsloses Grundeinkommen scheint auch in diesem Fall eine internationale Gruppierung eine ideologisch eingefärbte These im direktdemokratischen «Versuchslabor» Schweiz testen zu wollen.

Seigniorage

Der Begriff «Seigniorage» leitet sich vom französischen Seigneur (Feudalherr) ab. Es ist dies eine Referenz an Zeiten, als das Recht der Münzprägung – ursprünglich verleiht vom König – in den Händen des jeweiligen Feudalherrn lag (sogenanntes Münzregal). Dieser konnte den Mehrwert zwischen dem Metallwert und dem nominalen Wert der in Umlauf gebrachten Münzen abschöpfen. Heute steht der Begriff in allgemeinerer Form für jenen Gewinn, der durch die Ausgabe von Zentralbankgeld anfällt.