Wirtschafts- und Wissenschaftsmission Mercosur: Fünf Antworten auf die meistgestellten Fragen

Eine Wirtschafts- und Wissenschaftsmission von Bundesrat Schneider-Ammann weilte vom 29. April bis zum 5. Mai in den Mercosur-Staaten Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay. Im Fokus der Gespräche stand ein Freihandelsabkommen mit der Schweiz. Dieses soll den Marktzugang für Schweizer Firmen verbessern und eine Diskriminierung gegenüber Mitbewerbern aus der EU verhindern. Das Abkommen gibt viel zu reden – wir liefern an dieser Stelle fünf Antworten auf die meistgestellten Fragen.

Warum ist ein Freihandelsabkommen für mich wichtig?

Der Mercosur ist die fünftwichtigste Wirtschaftsregion der Welt. Gegenwärtig betragen die Schweizer Exporte in diese Region lediglich 3,2 Milliarden Franken. Das Potenzial wird bei Weitem nicht ausgeschöpft. Sollte nun die EU vor uns ein Freihandelsabkommen abschliessen, würden wir klar ins Hintertreffen geraten: Die Schweizer Exportunternehmen würden Marktanteile riskieren. Das Gleiche gilt für Länder wie Mexiko oder Vietnam. Langfristig wäre das schlecht für die Sicherheit unserer Jobs.

Stimmt es, dass die Mercosur Länder nicht nachhaltig produzieren?

Nein. Es gibt aber sicher Bereiche in der Agrarproduktion, die problematisch sind – wie in allen Ländern. Während der Wirtschafts- und Wissenschaftsmission mit Bundesrat Schneider-Ammann besuchten wir Agrarbetriebe, Schlachthöfe sowie in Brasilien eine der grössten Ausstellungen für Landwirtschaftsmaschinen. Die Besuche haben gezeigt, dass Nachhaltigkeit im Mercosur sehr ernst genommen wird. Im Interesse des Mercosur wie auch der Schweiz wird diesbezüglich im Freihandelsabkommen ein umfassendes Kapitel angestrebt.

Wird der Abschluss eines Freihandelsabkommens mit den Mercosur-Ländern unsere Bauern in den Ruin treiben?

Nein. Alle Gesprächspartner der jeweiligen Staaten betonten, dass sie nicht Massenprodukte, sondern Nischenprodukte in die Schweiz exportieren wollen. Die Mercosur-Länder zeigten auch Interesse an mehr Agrarimporten aus der Schweiz – so beispielsweise beim Käse. Hier seien auch Lösungen bei der Herkunftsbezeichnung gut möglich. Von den über 260 Millionen Einwohnern im Mercosur dürften rund 60 Millionen zur Mittelschicht mit einer wachsenden Kaufkraft gezählt werden. Man rechne, was sich hier mittel- bis langfristig für Absatzchancen für unsere Käse- und Milchproduzenten ergeben.

Gab es nicht Krach zwischen den Vertretern von Bauern und Unternehmen?

Das war nicht der Fall. Es waren auch führende Köpfe aus der Schweizer Wissenschaft und der Landwirtschaft dabei. Die Stimmung war ausgezeichnet. Geführt wurden direkte und aufschlussreiche Gespräche. Man tauschte sich viel über die Fakten und Eindrücke vor Ort aus. Es gibt in all den Punkten kein Schwarz oder Weiss und es wurde viel differenziert. Es entstand der Eindruck, dass bei einer Fortsetzung eines solchen Dialogs auch gute Lösungen gefunden werden können.

Muss ich schon bald mit einem Abschluss der Verhandlungen rechnen?

Es wird noch mehrere Verhandlungsrunden brauchen. Die vierte Runde findet im kommenden Juli statt. Ein Abschluss innerhalb der nächsten zwölf Monate ist möglich. Nach der nächsten Runde wird mehr Klarheit bestehen, da dann die Fragen rund um die Marktöffnung im Zentrum stehen werden. Hier sind noch Fortschritte notwendig.


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