Innovation: Mut zur Ungewissheit

Sind die Schweizer ein Volk von Daniel Düsentriebs? Zu diesem Schluss könnte gelangen, wer einen Blick auf den europäischen Innovationsvergleich wirft, den die EU jedes Frühjahr publiziert: Die Schweiz steht auch 2013 wieder an der Spitze. Der Abstand zur Konkurrenz hat sich sogar noch vergrössert. Doch dieser Erfindergeist ist nicht genetisch bedingt, er ist vielmehr eine Folge günstiger Rahmenbedingungen. All dem zugrunde liegt letztlich eine weitsichtige Innovationspolitik der Schweiz, die möglichst auf dirigistische Massnahmen verzichtet.

Im Zentrum steht dabei die Wettbewerbsfähigkeit – auch hier belegt unser Land seit einigen Jahren in weltweiten Rankings Spitzenplätze. Ausserdem profitiert die Schweiz von einer ausserordentlich starken internationalen Vernetzung auf allen Ebenen. Die Präsenz vieler multinationaler Unternehmen oder unsere Tophochschulen und weltweit beachtete Forschungsprojekte wie das CERN in Genf oder das Human Brain Project der EU in Lausanne sind Ausdruck davon. Dies zeigt sich nicht zuletzt darin, dass seit jeher immer auch viele Menschen ausländischer Herkunft in der Schweiz Patente anmelden, neue Produkte lancieren oder Unternehmen aufbauen. Ein weiteres Puzzleteil, das zur Innovationskraft unseres Landes beiträgt, ist das duale Bildungssystem – viele grosse Ideen entstehen häufig in der Praxis.

Manche europäischen Länder haben in den vergangenen Jahren grosse Summen öffentlicher Gelder in die Entwicklung bestimmter Technologien investiert. Diese Art von Industriepolitik führt jedoch sehr oft zu Misserfolgen. Hier liefert die Schweiz mit ihrer erfolgreichen Innovationspolitik wertvolle Rezepte. Um wettbewerbsfähiger zu werden, sollte Europa deshalb den freien Wettbewerb der Ideen fördern und auf dirigistische Massnahmen verzichten. Auch jeder Kunde von Daniel Düsentrieb weiss schliesslich: Wer Innovation will, wird auch das Ungewisse in Kauf nehmen.