Altersvorsorge 2020: Unsere Jungen sind ganz schön aufgeweckt…

Die finanziellen Probleme der AHV werden bei einem Ja zur Abstimmungsvorlage schon bald noch grösser. Dass sie dies berappen müssen, ist den Jüngeren offenbar klar: Laut der jüngsten Tamedia-Umfrage lehnen sie die Altersreform 2020 deutlich ab. Stellt sich nun die Frage, ob auch die schon Pensionierten merken, dass sie von der Reform nicht profitieren.

Wer die Abstimmungsvorlage zur Reform der Altersvorsorge siegessicher als einzig möglichen Kompromiss zu verkaufen versuchte, hat die Rechnung ohne die Jungen gemacht. Dies geht klar aus der jüngsten Umfrage von Tamedia hervor. Die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger mit Jahrgang 1974 und jünger sind mehrheitlich gegen die Vorlage. Warum? Weil die Jahrgänge älter als 1974 eine Besitzstandsgarantie für ihre Renten aus der obligatorischen Pensionskasse erhalten, die Jüngeren aber nicht. Zusätzlich erhalten alle Neurentner trotz AHV-Defizit eine Rentenerhöhung von 70 Franken pro Monat.

Da die finanziellen Probleme der AHV bei einem Ja zur Vorlage schon bald noch grösser werden ist klar, wer dies berappen soll: die Jüngeren. Sie schultern die höhere Mehrwertsteuer, haben wegen der steigenden Lohnabzüge Ende Monat weniger Lohn auf dem Konto, werden von künftigen Reformmassnahmen infolge der demografischen Entwicklung betroffen sein und müssen zusätzlich noch für den ungedeckten Check des AHV-Ausbaus geradestehen. Die Jungen haben also den Schwachpunkt der Reform mehrheitlich durchschaut.

… die Pensionierten ebenfalls?

Stellt sich nun die Frage, ob auch die schon Pensionierten merken, dass sie von der Reform nicht profitieren. Denn die Rentenaufbesserung von monatlichen 70 Franken soll für alle gelten – mit Ausnahme derjenigen, die bereits wohlverdient pensioniert sind. Ist das fair für die älteren Jahrgänge, die von der Einführung der zweiten Säule Mitte der 1980er-Jahre nicht voll profitieren konnten und deshalb umso mehr auf die AHV als erste Säule angewiesen sind? Jüngere und bereits Pensionierte dürften sich unter sozialer Marktwirtschaft etwas anderes vorstellen als die unglückliche Altersreform 2020.

Das Rennen um die Altersvorsorge ist also offen. Und ein Nein ist die Voraussetzung für einen besseren und faireren Kompromiss. Bevölkerung und Wirtschaft sind auch bereit, hier einen Beitrag zu leisten. Damit kann man nach einem Nein am 24. September zügig einen neuen Vorschlag ausarbeiten, der fairer ist.