Trotz Gold im Wettbewerb um Talente: Weiteres Training ist nötig!

Wieso spielen Stan Wawrinka und Roger Federer immer noch vorne mit? Weil sie sich nie auf den Lorbeeren ausgeruht, sondern sich immer weiterentwickelt haben. Das gilt auch für die Schweiz, die im neusten «Global Talent Competitiveness Index» (GTCI) den ersten Platz belegt – vor Singapur und dem Vereinigten Königreich.

Die von der Wirtschaftsuniversität INSEAD erstellte GTCI-Rangliste beurteilt die Attraktivität eines Landes für Talente. Als massgebende Kriterien gelten unter anderem die regulatorischen Rahmenbedingungen, die Qualität des Bildungssystems und die Fähigkeiten, das Potenzial inländischer Arbeitskräfte zu nutzen und ausländische Fachkräfte anzulocken.

Seit der erstmaligen Veröffentlichung der Rangliste im Jahr 2013 nimmt die Schweiz den ersten Platz ein. Der Erfolg im Kampf um die weltweit besten Talente entscheidet über die Wettbewerbsfähigkeit und damit über den künftigen Wohlstand unseres Landes. Entscheidend ist, dass diese Talente in der Schweiz attraktiven Beschäftigungen nachgehen können: sei dies in der Forschung, als Start-up-Gründer, als Fach- oder Führungskraft. Gerade im Hinblick auf die künftigen Herausforderungen wie die digitale Wirtschaft sind wir sowohl auf den Brain-gain aus dem Ausland als auch auf die besten inländischen Arbeitskräfte angewiesen.

Gemäss der Studie von INSEAD werden Länder, die sich auf die Digitalisierung einstellen und deren Potenzial nutzen, in Zukunft zu den wettbewerbsfähigsten und wohlhabendsten Wirtschaftsstandorten gehören. Der Schweiz geben die Autoren sehr gute Chancen, diese Herausforderung zu meistern.

Wieder einmal schmeichelt uns also ein internationales Ranking. Doch aufgepasst: Der Vorsprung auf den engsten Verfolger Singapur schmilzt von Jahr zu Jahr. Die Schweiz hat ihre Rahmenbedingungen in letzter Zeit in der Tat nicht verbessert. Im Gegenteil: Die Verschärfung der Arbeitszeiterfassung, die Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative oder eine komplizierte Swissness-Vorlage belasten die Unternehmen. Zwar kann die Schweiz derzeit die besten Talente anlocken. Wertschöpfung und Wohlstand können aber nur geschaffen werden, wenn wir flexibel genug sind, unsere Rahmenbedingungen immer wieder an eine sich rasch verändernde Umwelt anzupassen. Ein Trainingsstopp kommt also nicht infrage.

Wettbewerbsfähigkeit, Innovationskraft und die besten Talente haben uns zu einer der wohlhabendsten Nationen der Welt gemacht. Haben wir den Mut und den Willen, auch in Zukunft einen Grand Slam zu gewinnen?