Tourismus: Verhaltener Optimismus für die Wintersaison dank stärkerem Euro

Als begeisterter Skifahrer freue ich mich jetzt schon auf die nächste Skisaison. Sind immer noch so wenige ausländische Touristen wie letztes Jahr zu erwarten? In diesem Sommer jedenfalls zeigten sich erfreuliche Lichtblicke für die in letzter Zeit stark gebeutelte Schweizer Tourismusindustrie. So stiegen die Logiernächte im ersten Halbjahr 2017 insgesamt um 4,4 Prozent.

Der Anstieg war erstens darauf zurückzuführen, dass Schweizerinnen und Schweizer vermehrt in Schweizer Unterkünften übernachteten. Zweitens stieg die Zahl der asiatischen Gäste mit einem Plus von 15,4 Prozent deutlich an. Demgegenüber blieb die Zahl der Übernachtungen aus Europa praktisch konstant. Doch im Hinblick auf die kommende Wintersaison sollten sich bei etwas Wetterglück auch die Übernachtungszahlen der europäischen Gäste erhöhen. Grund dafür ist die Erstarkung des Euros und die bessere Konjunktur in Europa. 

Interessant ist, dass die Sensibilität für den Wechselkurs bei Europäern deutlich stärker ausgeprägt ist als bei Überseetouristen.

Wie stark aber reagieren die Übernachtungszahlen in der Schweiz auf Wechselkursänderungen? In einer kürzlich publizierten Untersuchung kommt Christian Stettler von der Universität Genf zum Schluss, dass die Anzahl der Übernachtungen von Ausländerinnen und Ausländern um 7,4 Prozent abnimmt, wenn sich der Franken um zehn Prozent aufwertet. Zudem lässt sich feststellen, dass die Gäste mit einer Verzögerung von drei bis fünf Monaten auf eine Wechselkursänderung reagieren. Die jetzige Erstarkung des Euros kommt also gerade noch rechtzeitig für die kommende Wintersaison. 

Skifahren


Interessant ist nun, dass die Sensibilität für den Wechselkurs bei Europäern deutlich stärker ausgeprägt ist als bei Überseetouristen. Und unter den Europäern stechen die Deutschen hervor: Bei einer Aufwertung des Frankens um zehn Prozent kommen 18 Prozent weniger Deutsche in die Schweiz (Holländer und Belgier 15 Prozent, hingegen Franzosen nur zwei Prozent, Italiener drei Prozent). Die jüngste Erstarkung des Euros verspricht für das erste Halbjahr 2018 also, dass – vorausgesetzt, dass alle anderen Faktoren gleich bleiben – die Zahl der deutschen Übernachtungen von 778'000 um 90'000 steigt, sollte sich der Wechselkurs zum Euro bei 1.14 einpendeln. 

Natürlich wirkt sich neben dem Wechselkurs auch die verbesserte gesamtwirtschaftliche Lage in den Herkunftsländern positiv aus. Falls Petrus mitspielt, ist für die kommende Wintersaison also vorsichtiger Optimismus angezeigt.