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Schweizer Konjunktur legt trotz beunruhigend schwachem Welthandel zu

Das Bruttoinlandprodukt (BIP) ist im zweiten Quartal 2016 um 0,6 Prozent gewachsen. Zu verdanken ist dies vor allem der steigenden Exportleistung. Angesichts einer schwächelnden globalen Wirtschaftsentwicklung ist diese Steigerung umso erfreulicher. 

Die jüngsten Meldungen über die Entwicklung der Schweizer Exportwirtschaft sind positiv: «Die Talsohle ist durchschritten», «der Aussenhandel gewinnt an Fahrt» oder «der Frankenschock ist weitgehend überwunden». Tatsächlich zeigt es sich, dass sich die Schweizer Warenexporte erholen. Nachdem der letzte Aufwärtstrend mit der Freigabe der Wechselkursuntergrenze durch die Nationalbank am 15. Januar 2015 abrupt endete und einer Phase rückläufiger Exportzahlen weichen musste, wurde der Tiefpunkt im September 2015 erreicht. Seither geht es wieder aufwärts. 

Die positive Entwicklung der Exportzahlen in den letzten drei Quartalen ist jedoch aus zwei Gründen sehr erstaunlich:

  1. Der Franken ist gegenüber dem Euro weiterhin überbewertet. Die Schweizer Exporteure kämpfen also unverändert mit einem währungsbedingten Konkurrenznachteil. Die Erholung der Exporte ist demnach nicht durch die Schützenhilfe einer sich abschwächenden Währung erzielt worden.
  2. Die europäische Wirtschaft wächst nach wie vor nur langsam. Auch die anderen Absatzmärkte boomen nicht und sorgen entsprechend nicht für nachfrageseitigen Rückenwind.

Der schwache Warenhandel ist ein starkes Indiz für die schleppende Entwicklung der Weltkonjunktur. In den letzten eineinhalb Jahren hat er mehr oder weniger stagniert. Eine ähnliche Entwicklung war in den Monaten vor der Finanzmarktkrise 2008 zu beobachten. Rückläufig war der Welthandel lediglich in den Rezessionen von 2002 und 2008/2009. Die aktuelle Stagnation – ein ziemlich verlässlicher Indikator für die blutleere Entwicklung der Weltkonjunktur – verheisst also nichts Gutes. 

Welthandelsvolumen

Es gibt einige Gründe, die den schwachen Warenhandel erklären können: Wirtschaftliche Schwierigkeiten in China, kriegerische Aktivitäten im Nahen Osten, politische Unsicherheit in den USA und Grossbritannien, vermehrt negative Auswirkungen der ultra-expansiven Geldpolitik, Überschuldung vieler Staaten bis hin zu falschen wirtschaftspolitischen Konzepten. Mitverantwortlich für die schwache Entwicklung des Welthandels ist auch der aufkommende Protektionismus grosser Länder. Dieser hat seit dem Ausbruch der Finanzmarktkrise 2008 stark zugenommen und bedroht den weltweiten freien Warenaustausch. 

Umso bemerkenswerter ist es, dass sich die Schweizer Exportzahlen in den letzten drei Quartalen positiv entwickelt haben. Dies war nur möglich, weil die Exportunternehmen die Herausforderungen nach dem Frankenschock angenommen haben. Programme zu Kostensenkungen und Produktivitätssteigerungen wurden rasch umgesetzt und viele Unternehmen intensivierten ihre Innovationsbemühungen.